In der psychotherapeutischen Sprechstunde geht es darum, festzustellen, ob eine behandlungsbedürftige psychische Störung vorliegt.
Wenn es Arztbriefe oder Befunde gibt von früheren Untersuchungen oder Behandlungen, ist es sehr wichtig, dass du sie alle zur Sprechstunde mitbringst.
Man spricht von einer psychische Störung, wenn...
Eine psychische Störung ist nicht automatisch behandlungsbedürftig (Wissenschaftlicher Beirat Psychotherapie). Eine Behandlungsbedürftigkeit besteht, wenn zwei weitere Kriterien vorliegen:
"Eine umfassende valide und reliable Diagnostik der psychischen Symptomatik zu Beginn einer Behandlung ist für die Indikationsstellung und Therapieplanung unerlässlich" (AWMF 2018)
Damit ich ein möglichst umfassendes Verständnis bekomme von deiner Problematik, stelle ich dir gezielt Fragen zur momentanen Situation und zur Vorgeschichte in der Exploration und Anamnese-Erhebung. Eine systematische und standardisierte Erhebung ist wichtig, damit nicht drei verschiedene Psychotherapeut*innen zu drei verschiedenen Diagnosen kommen. Wichtig ist deshalb die Durchführung eines strukturierten Interviews.
Fragebögen: Du bekommst Fragebögen, bei denen du dich selbst einschätzt (Selbstbeurteilung). Da die psychische Gesundheit eng verknüpft ist mit dem sozialen Umfeld, bekommen auch Eltern, Lehrer*innen und Erzieher*innen Fragebögen (Fremdbeurteilung).
Bei allen wissenschaftlichen Fragebögen gibt es eine Normierung. Damit können wir deine Antworten statistisch mit einer repräsentativen Stichprobe vergleichen.
Testverfahren: Ein Test kann zum Beispiel sinnvoll sein, wenn du Probleme mit deinen Schulleistungen hast. Tests gibt es bezüglich der allgemeinen Begabung (Intelligenztest) und für bestimmte Fertigkeiten wie Lesen, Rechtschreibung oder Rechnen.
Aus Gründen der Qualitätssicherung in der psychologischen Diagnostik nutze ich z.B. keine projektiven Testverfahren wie "Familie in Tieren" und beachte die Testrezensionen des Leibniz-Institut für Psychologie.
Am Ende der Sprechstunde bekommst du von mir das Formular individuelle Patienteninformation. Dort findest du das Ergebnis der Diagnostik: Ob eine psychische Erkrankung bei dir vorliegt. Zusätzlich findest du Empfehlungen.
In der Sprechstunde bekommst du außerdem das Informationsblatt über die ambulante Psychotherapie. Wenn du es gelesen hast, kannst du gerne danach diese Quizfragen beantworten und dein Wissen überprüfen.
Wenn keine psychische Erkrankung nach den Kriterien der WHO bei dir vorliegt, ist das natürlich erst einmal gut.
Du hast aber vielleicht trotzdem den Eindruck, dass du Unterstützung brauchst. Dann berate ich dich, welche weiteren Hilfen für dich passend sein könnten. Vielleicht kann dir geholfen werden, indem du in deiner Schule mehr Unterstützung bekommst durch die schulpsychologische Beratungsstelle oder deine Eltern mit dir neue Regeln für das Zusammenleben erarbeiten in der Erziehungs- und Familienberatungsstelle. Für Eltern, die Schwierigkeiten in der Erziehung mit ihrem Kind oder Jugendlichen haben, kann eine Hilfe zur Erziehung die beste Unterstützung sein.
Wenn eine psychische Erkrankung vorliegt, besprechen wir deine Situation:
Wenn du eine Psychotherapie in einem anderen Therapieverfahren machen möchtest (z.B. tiefenpsychologische Therapie), müsstest du nach anderen Psychotherapeutin*innen suchen. Die evidenzbasierten Leitlinien zeigen, dass eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie z.B. bei Depressionen ähnlich wirksam sein kann wie eine kognitive Verhaltenstherapie; bei ADHS oder Sozialverhaltensstörungen wurde aber keine Wirksamkeit nachgewiesen für tiefenpsychologische Behandlungen.
Hier findest du Beispiele für Medien über Psychotherapie.
Die KVT ist eine Selbstmanagementtherapie, also eine Hilfe zur Selbsthilfe. Dazu benötigst du möglich umfassende Informationen zur Entstehung und Aufrechterhaltung der psychischen Erkrankung und darüber, welche Verhaltensänderungen nötig sind zur Reduktion der Erkrankung. Das Lesen geeigneter Ratgeber ist daher eine eigenständige und sehr wichtige Methode der KVT: Sie wird Bibliotherapie genannt.
Bundespsychotherapeutenkammer: (PDF) Wege zur Psychotherapie | www.wege-zur-psychotherapie.org
Ratgeber Kinder- und Jugendpsychotherapie: In dieser Reihe gibt es Ratgeber z.B. zu ADHS, Soziale Angst oder Schlafstörungen.
Los geht's: Aktiv warten auf den Therapieplatz (Frank Wendrich)
Psychotherapie. Chancen erkennen und mitgestalten (Verbraucherzentrale)
Deutschlandfunk Kultur: Therapieland: Die Journalistin Pia Rauschenberger und der Verhaltenstherapeut Thorsten Padberg erzählen in sechs Episoden Geschichten über Psychotherapie.
The Happiness Lab: In diesem Podcast der Harvard-Psychologie-Professorin Laurie Santos geht es um das Glück. Neben der Psychologie geht es dabei auch um Philosophie.
Wackelpeter & Trotzkopf. Hilfen für Eltern bei ADHS-Symptomen, hyperkinetischem und oppositionellem Verhalten (Manfred Döpfner et al.)
Wegweiser Verhaltenstherapie (F.H. Kanfer, D. Schmelzer)
Cognitive Behavioral Therapy: Techniques for Retraining Your Brain (J.M. Satterfield).
Wissenschaftlichen Leitlinien: Diese sind öffentlich verfügbar. Manche Leitlinien sind nicht nur für Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen geschrieben, sondern es gibt auch für Patient*innen ("Patientenleitlinie"). Siehe: Über mich > Wissenschaft