Psychotherapieverfahren

In Deutschland sind Krankenkassen "mit gutem Grund nicht bereit, alles zuzulassen", was man sich an Psychotherapie so ausdenken kann (Linden & Hautzinger 2015). Drei Psychotherapieverfahren sind allgemein anerkannt: 

  1. Verhaltenstherapie
  2. Psychoanalytisch begründete Verfahren
  3. Systemische Therapie

Das bedeutet jedoch nicht, dass diese drei Therapieverfahren bei jeder psychischen Störung nachweislich wirksam sind (Evidenz). Für einen wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweis ist der Blick in die Leitlinien hilfreich. Weitere Therapieverfahren wie die Humanistische Psychotherapie wurden abgelehnt vom Wissenschaftlichen Beirat.

 

Bis zur Einführung der systemischen Therapie im Jahr 2020 bestand die eine Hälfte der durchgeführten Behandlungen in Deutschland aus Verhaltenstherapien und die andere Hälfte aus psychoanalytisch begründeten Verfahren (Multmeier & Tenckhoff, 2014).

 

Die Unterschiede zwischen den Psychotherapieverfahren sind teilweise erheblich. Sie unterscheiden sich im Menschenbild, in den angenommenen Ursachen für eine psychische Erkrankung, in der Gesprächsführung von Psychotherapeut*innen, in den Therapiezielen, in den Methoden zur Reduktion der Erkrankung, in der Bedeutung von Diagnosen. Schon bei der Frage, was eine psychische Krankheit überhaupt ist, gibt es verschiedene Sichtweisen. "Die Behauptung, dass alle Psychotherapien im Grunde dasselbe meinen und machen, gilt nur, wenn man die verwendeten Begriffe unsauber benutzt" (Linden & Hautzinger 2015).

 

Deswegen ist es für Patient*innen wichtig, diese Unterschiede zu kennen, sie zu verstehen und danach zu entscheiden.


Im Bereich Therapie-Wissen findest du Informationen über das von mir angebotene Therapieverfahren, die Kognitive Verhaltenstherapie.



Informationen zur Systemischen Therapie


Diskussion

Aus Sicht vieler Forscher*innen widerspricht die in Deutschland vorhandene Unterteilung in Psychotherapieverfahren den Erfordernissen einer wissenschaftlich orientierten Behandlung. Schon vor 70 Jahren schrieb der Begründer der klientenzentrierten Psychotherapie, Carl Rogers (wiki/Carl_Rogers): "das Endziel der Forschung liegt vor allem darin... zum allmählichen Ableben der verschiedenen Schulen der Psychotherapie, einschließlich der klientenzentrierten, beizutragen."

 

Auch noch im Jahr 2020 braucht es ein "Plädoyer für eine wissenschaftlich fundierte Psychotherapieweiterbildung" (Prof. Dr. Winfried Rief & Prof. Dr. Silvia Schneider: Psychotherapeutenjournal 3/2020 S. 256): Es könne nicht sein, dass alle oben genannten Psychotherapieverfahren für jede psychische Störung gleichermaßen angewendet werden, ganz gleich, ob ihre Wirksamkeit nach wissenschaftlichem Stand nachgewiesen ist oder nicht. Patient*innen sollten "best evidence treatments" erhalten.

 

Dennoch: Psychotherapie, unterteilt nach historischen Therapieschulen, scheint weiterhin ein unveränderlicher Fakt im Rahmen der Gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland zu bleiben. Wann ist endlich Schluss mit der Konkurrenz zwischen den Therapieschulen fragte 2012 Peter Fiedler. Doch genau dies führte zu neuen Kontroversen.


Einzel- oder Gruppentherapie

Die oben genannten Therapieverfahren können als EinzeltherapieGruppentherapie oder als Kombination aus Einzel- und Gruppentherapie angewendet werden. Nach der Diagnostik prüfen wir, welches Setting für dich am besten passt. Eine Gruppentherapie besteht aus drei bis neun Patient*innen. Sie bietet sich insbesondere an, wenn für den Therapieerfolg das zwischenmenschliche Verhalten (Interaktion) eine bedeutende Rolle spielt.

 

Manche Patient*innen bevorzugen zunächst eine Einzeltherapie. Dabei sollte man aber nicht die Vorteile übersehen, die das Gruppensetting bietet:

  • Zwischenmenschliche Probleme können direkter bearbeitet werden. 
  • Patient*innen erleben, wie andere Menschen von Problemen betroffen sind und damit umgehen.
  • Im Gruppensetting können neue Verhaltensweisen ausprobiert werden.
  • Patient*innen können nicht nur eine therapeutische Rückmeldungen bekommen, sondern auch durch die Gruppenteilnehmer*innen.

Mehr Informationen zur verhaltenstherapeutischen Gruppentherapie findest du hier: