Ab dem Jahr 2021 können Psychotherapeut*innen eine Ergotherapie verordnen. Im Gesundheitssystem zählt die Ergotherapie zu den sogenannten Heilmitteln.
Psychotherapeut*innen müssen als Erstes eine Diagnostik durchführen. Sie können eine Ergotherapie verordnen bei psychischen Störungen, bei welchen auch eine Psychotherapie möglich ist (§27 Psychotherapie-Richtlinie). Eine Verordnung ist möglich bei diesen Diagnosegruppen:
Vor jeder Verordnung sollen Psychotherapeut*innen prüfen, ob das Behandlungsziel auch durch eigenverantwortliche Maßnahmen der Patient*innen erreicht werden kann (z.B. durch allgemeine sportliche Betätigung oder Änderung der Lebensführung).
Eine Ergotherapie unterstützt Menschen, die in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt sind. Welche Techniken, Übungen oder Trainingsmethoden im Einzelfall konkret angewendet werden, entscheiden Ergotherapeut*innen auf der Grundlage der Verordnung.
Es gibt drei Behandlungsformen, die bei psychischen Störungen infrage kommen:
Ergotherapie kann als Einzel- und als Gruppentherapie durchgeführt werden (mit Ausnahme der neuropsychologisch orientierten Behandlung, die ausschließlich als Einzeltherapie verordnet wird).
Psychotherapeut*innen oder Ärzt*innen händigen den Vordruck "Heilmittelverordnung" aus. Diese Verordnung ist 28 Tage lang gültig. In dieser Zeit können Patient*innen die passenden Ergotherapeut*innen finden und dort einen Termin vereinbaren.
Die Verordnungsmenge richtet sich nach dem medizinischen Erfordernissen im Einzelfall. Der Heilmittelkatalog nennt für die jeweiligen Diagnosegruppen eine orientierende Behandlungsmenge. Bei psychischen Störungen beträgt die orientierende Behandlungsmenge bis zu 40 Einheiten. Außerdem ist eine Höchstmenge je Verordnung vorgegeben.
Die Häufigkeit (Frequenz) der Ergotherapie-Einheiten beträgt in der Regel 1 bis 3 Mal wöchentlich.
Eine Heilmittelverordnung ist nach Anlage 1 der Heilmittelverordnung nicht immer möglich. Zum Beispiel ist sie ausgeschlossen bei "Störungen wie Lese- und Rechtschreibschwäche" oder bei "sonstigen isolierten Lernstörungen". Die häufige Praxis, Logopädie bei Lese- und Rechtschreibstörungen zu verordnen ist nicht rechtens.
Psychotherapeut*innen und Ergotherapeut*innen müssen miteinander kooperieren, damit die Behandlung zielführend verläuft. Wenn Ergotherapeut*innen feststellen, dass das Therapieziel nicht erreicht werden kann, müssen sie unverzüglich die verordnenden Psychotherapeut*innen informieren.
Traditionell bilden in Deutschland Berufsfachschulen Ergotherapeut*innen aus. Eine Akademisierung, also ein Ergotherapie-Studium an Hochschulen soll künftig die wissenschaftliche Fundierung und wissenschaftliche Forschung vergrößern.
Fachinformationen: Verordnung von Ergotherapie durch Psychotherapeut*innen
Broschüre: Die Heilmittel-Richtlinie
Broschüre: Heilmittel
Der Deutsche Verband der Ergotherapeuten e.V. (DVE) ist der mitgliederstärkste Berufsverband der Ergotherapie in Deutschland. Der Verband hat beispielsweise ein Positionspapier zur Ergotherapie bei ADHS veröffentlicht.