Seit kurzer Zeit gibt es in Deutschland die Möglichkeit, sich in einem 12-stündigen Kurs als Ersthelfer*in für psychische Gesundheit ausbilden zu lassen: MHFA Ersthelfer (Mental Health First Aid).
Im Kurs werden Fähigkeiten und Wissen vermittelt, um bei unseren Mitmenschen Anzeichen psychischer Probleme wahrzunehmen und hilfreich darauf zu reagieren. Teilnehmen kann grundsätzlich jede*r ab 18 Jahren. Flyer zum Download
Oft sind Angehörige, Kolleg*innen oder Freund*innen unsicher, wie man einer Person mit psychischen Problemen helfen kann. Im Ersthelfer-Kurs werden Fallbeispiele besprochen und Fragen beantwortet, wie z.B.
Wie unterstütze ich meinen Neffen, der morgens nicht mehr aus dem Bett kommt, sich kraftlos und leer fühlt, aber nicht über seine Gefühle sprechen möchte?
Welche professionelle Hilfe kann ich einer Kollegin empfehlen, die überfordert von ihrer Arbeit wirkt, sich häufig krankmeldet und über ständige Sorgen klagt?
Wie begegne ich einem Kollegen, der nach einer Trennung zunehmend Alkohol trinkt?
Wie reagiere ich, wenn ein Mensch mir gegenüber Suizidgedanken äußert?
Besprochen werden Symptome und Risikofaktoren von psychischen Störungen. Der Fokus liegt dabei auf:
Alle Kursteilnehmer lernen einen Handlungsplan kennen, um Menschen bei psychischen Gesundheitsproblemen zu helfen. Dieser Handlungsplan wird anhand von Fallbeispielen, Rollenspielen und weiteren Übungen in die Praxis umgesetzt.
Psychische Gesundheit betrifft uns alle.
Ich setze mich für die Entstigmatisierung und Prävention
psychischer Erkrankungen ein.
Ich bin als Leiter von MHFA-Ersthelfer-Kursen für psychische Gesundheit ausgebildet. Meinen nächsten Kurs biete ich ab dem 24.10.2022 an (Herbstferien in Berlin / Brandenburg) als 12-stündigen Online-Ersthelfer-Kurs:
https://www.mhfa-ersthelfer.de/de/ersthelfer/kurs/1022/anmeldung/
Für eine optimale Lernatmosphäre ist der Kurs auf 20 Teilnehmende begrenzt. Eine Buchung ist möglich, solange noch Plätze frei sind. Im Gegensatz zur Psychotherapie, die von den Krankenkassen bezahlt wird, kostet der Kurs den Richtpreis von 198 EUR.
„Bisher führt Prävention in unserem Gesundheitssystem ein Schattendasein“, erklärt der Gesundheitswissenschaftler Prof. Dr. Rolf Rosenbrock. Das möchte ich durch den Erste-Hilfe-Kurs ändern.
Innerhalb eines Jahres ist jeder Vierte in Deutschland von einer psychischen Störung betroffen. Weil diese Zahl so groß ist, habe ich entschieden, mehr zu tun, als mit Patient*innen zu arbeiten, die schon eine psychische Erkrankung haben (Tertiärprävention). Deswegen biete ich am Wochenende und in den Ferien Ersthelferkurse an: Ich möchte zur Verbesserung der Therapiechancen durch Früherkennung beitragen (Sekundärprävention). Die Vision: Erste Hilfe für psychische Gesundheit soll so selbstverständlich werden wie Erste Hilfe für körperliche Gesundheit.
Außerdem ist es ein Anliegen von mir, das Auftreten von psychischen Erkrankungen zu verhindern (Primärprävention).
Das ZDF berichtet über den MHFA-Ersthelferkurs durch ein Interview mit meiner Kollegin Tabea Send, Psychologische Psychotherapeutin und zusätzlich durch einen ZDF-Fernsehbeitrag.
Über den Kurs berichten viele Medien wie Die Zeit, Deutschlandfunk, Spiegel Online, Psychologie Heute, Podcasts wie jung und freudlos und andere...
Die Therapie einzelner Patient*innen im Gesundheitswesen reicht überhaupt nicht aus: Es gibt nicht ansatzweise ausreichend Psychotherapieplätze um den Bedarf zu decken, berichten die Psychotherapeutenkammern und Berufsverbände wie die DPtV. Sinnvoll sind deswegen auch Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit auf gesellschaftlicher Ebene.
"Das Spektrum präventiver Leistungen sollte ausgeweitet und es sollten psychotherapeutische Interventionen als gezielte präventive Maßnahmen ermöglicht werden“, forderte der Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer schon im Jahr 2013.
Obwohl diese Forderungen schon mehr als 10 Jahre zurückliegen, gab es bislang kaum evidenzbasierte Angebote in Deutschland zur Prävention psychischer Probleme. (Rüsch 2020). Aus diesem Grund habe ich beschlossen, Ersthelfer-Kurse für psychische Gesundheit anzubieten.
Um die psychische Gesundheit möglichst vieler Menschen zu fördern, reicht Psychotherapie als einzige Maßnahme nicht aus. Psychische Gesundheit muss aus einer gesellschaftlichen Perspektive betrachtet werden (public health). Damit unterscheidet sich Public Health vom Blick auf einzelne Patient*innen. Aber gerade aus dieser gesellschaftlichen Perspektive lassen sich Schutzfaktoren und Risikofaktoren identifizieren, die einen maßgeblichen Einfluss haben auf die Gesundheit und Krankheit von Menschen. Durch Public Health lassen sich Maßnahmen ableiten mit großer Wirkung für die Prävention von Erkrankungen und zur Förderung von Gesundheit.
Stefan Willich, Direktor des Instituts für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité Berlin spricht von einem <<Präventionsdebakel>> in Deutschland. Er sieht die <<fehlende Prävention und Gesundheitsförderung als entscheidende Schwachstelle des deutschen Gesundheitssystems - mit dramatischen gesellschaftlichen Auswirkungen>>. <<Bei der Vorbeugung vieler chronischen Erkrankungen geht es um ausreichende Bewegung, vernünftige Ernährung, und weitere Kernaspekte eines gesundheitsbewussten Lebensstils>>.
Auch im Jahr 2022 gibt es leider nur wenige Präventions-, Aufklärungs- und Früherkennungsinitiativen in Deutschland. Prof. Dr. med. Gerd Schulte-Körne, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie sagt (Pressekonferenz), dass auch Präventionsangebote im Bereich psychischer Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland fehlen.
Im Jahr 2020 startete die Bundesregierung die Offensive Psychische Gesundheit. Das Ziel: Der gesellschaftliche Umgang mit psychischen Belastungen soll offener werden. Auch der Koalitionsvertrag von 2021 enthält als Ziel: "Wir starten eine bundesweite Aufklärungskampagne zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen". Bislang gab es in Deutschland immer wieder neue einzelne Kampagnen und Initiativen mit guten Zielen und Absichten - leider wurden die meisten nach kurzer Zeit kaum mehr beachtet. Das möchte ich ändern, indem ich MHFA-Ersthelferkurse anbiete.
Für die Gesellschaft sind psychische Erkrankungen eine große und größer werdende Belastung, das zeigt die Global Burden of Disease Study. Die Studie zeigt die Auswirkungen von Erkrankungen, gemessen durch die Krankheitslast:
Man geht davon aus, dass psychische Erkrankungen insgesamt nicht wesentlich häufiger geworden sind. Aber die Inanspruchnahme von psychotherapeutischen / psychiatrischen Hilfen hat sehr stark zugenommen - wahrscheinlich durch Faktoren wie die Ent-Stigmatisierung psychischer Erkrankungen. <<Immer mehr Kinder und Jugendliche in Deutschland sind in psychotherapeutischer Behandlung. Innerhalb von elf Jahren hat sich die Zahl der jungen Patientinnen und Patienten mehr als verdoppelt>> berichtet beispielsweise der BARMER Arztreport 2021.
Wenn Sie in der Freizeit, zu Hause oder im Urlaub in einem Notfall Hilfe leisten, stehen Sie unter dem gesetzlichen Unfallversicherungsschutz. Beitragsfrei und umfassend.
Menschen in Not zu helfen ist Ehrensache. Aber es gibt sogar eine Pflicht zur Hilfeleistung, ohne sich selbst dabei in Gefahr zu begeben. Trotzdem kann Helfer*innen in Notfallsituationen ein körperlicher oder psychischer Schaden entsehen. Weil es die Pflicht zu helfen gibt, gibt es auch den Schutz für Helfer*innen.
Zuständig für die Absicherung von Hilfeleistenden ist die Unfallkasse des Bundeslandes, in dem sich der Unfall ereignet hat (zum Beispiel die Unfallkasse Brandenburg).