Psychotherapeut*innen und Ärzt*innen möchten die Gesundheit von Menschen erhalten. Sie wird aber durch die menschengemachte Erderwärmung bedroht.
Der Ausstoß an Treibhausgasen beträgt in Deutschland über 11.000 Kilogramm CO2 pro Jahr und Person. Wenn wir die Erderwärmung auf ein akzeptables Maß begrenzen wollen, muss der Ausstoß schnellstmöglich sinken.
Eisenhüttenstadt betrifft den Klimaschutz besonders: Denn alleine die Stahlhütten in Deutschland produzieren 50.000.000 Tonnen CO2 jedes Jahr.
Der durch Menschen hervorgerufene Klimawandel ist eine vielfältige Gefahr, schon heute. Zwei Beispiele:
1. Zunahme an Hitzeperioden, die zu Gesundheitsschäden führt. Am leichtesten lässt sich das im Sommer des Jahres 2003 erkennen: In diesem Sommer sind knapp 70.000 Menschen in Europa an den Folgen der Hitze gestorben. In Deutschland "kann man die Auswirkungen sehr heißer Perioden an der Sterbestatistik sehen", berichtet die Süddeutsche Zeitung vom 3.07.2021. "In Berlin und Brandenburg zum Beispiel hat sich die durchschnittliche Zahl der Hitzetage, also Tage mit mindestens 30°C, in den letzten Jahrzehnten verdoppelt", berichtet das Umweltbundesamt.
2. Zunahme allergischer Erkrankungen: Durch die höheren Temperaturen sind mehr Pollen in der Luft berichtet der Deutsche Wetterdienst.
Es ist zu spät, um diese Entwicklungen zu verhindern. Wir können aber die Schäden und Todesfälle so gering wie möglich halten, durch geeignete (politische) Maßnahmen.
Alle Ärzt*innen, Apotheker*innen und Psychotherapeut*innen sind in Kammern organisiert, zum Beispiel nach dem Berliner Heilberufekammergesetz. Diese beinhaltet eine Verpflichtung zum Gemeinwohl (§7 Abs. 1 HeilBKG).
Nach der Musterberufsordnung ist es nicht nur eine Kernaufgabe von Ärzt*innen, einzelne Menschen zu behandeln, sondern auch "an der Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen" mitzuwirken.
Auch die Musterberufsordnung für Psychotherapeut*innen nennt ethische Wertentscheidungen als verpflichtend, wie sie im Grundgesetz Artikel 20a definiert sind. Psychotherapeut*innen behandeln nicht nur Patient*innen, sondern "beteiligen sich darüber hinaus an der Erhaltung und Weiterentwicklung der soziokulturellen Lebensgrundlagen" (§1 Absatz 2 Muster-Berufsordnung).
"Wir sind seit 50 Jahren vor den Folgen des Klimawandels gewarnt", erklärte Dr. Dietrich Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) beim Deutschen Psychotherapeutentag 2019. Aber 50 Jahre lang wurde zu wenig unternommen.
Jede*r hat einige Möglichkeiten, die Überhitzung der Erde zu verringern. Es ist zentral, Druck auf die Politik auszuüben, so wie es Fridays for Future getan haben und weiterhin tun. Bei Wahlen kann jede*r die politische Partei oder die Kandidat*innen wählen, der*die den wirksamsten Plan hat, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.
Zum anderen kann jede*r im Alltag auf bescheidene Weise mithelfen, die Erderwärmung zu reduzieren. Ich habe beispielsweise diese fünf Maßnahmen gestartet:
Ich habe meinen Stromvertrag bei den Stadtwerken Eisenhüttenstadt gekündigt, da die Stadtwerke Strom aus fossiler Energie gewinnen. Ich bin jetzt bei einem reinen Ökostrom-Anbieter, der kein Greenwashing betreibt. Bei dem neuen Anbieter wird der Strom nicht in Kohlekraftwerken produziert, sondern die Energiewende aktiv gefördert.
Ich bemühe mich außerdem, dass alles, was in meiner Praxis zum Einsatz kommt nicht mit Kohlestrom produziert und betrieben wird - deswegen nutze ich z.B. als E-Mail-Anbieter Posteo, da der Strom hierfür aus erneuerbaren Quellen stammt.
Ich fahre grundsätzlich nicht mehr mit dem Auto zur Praxis. Bisher bin ich mehr als 55.000 Kilometer jedes Jahr mit dem Auto zur Praxis und wieder zurück gefahren. Obwohl ich extra ein sparsames Auto gekauft hatte, gelangten durch das Pendeln alleine etwa 9.000 Kilogramm CO2 in die Luft jedes Jahr.
Stattdessen nutze ich die Bahn, um täglich zwischen Berlin und Eisenhüttenstadt zu pendeln.
Um mich fortzubilden reise ich nicht mehr zu internationalen Kongresse an (z.B. KVT-Weltkongress in Südkorea). Ich besuche überwiegend Online-Seminare oder nutze Online-Fortbildungen wie etraining-kindertherapie.de, TF-KVT oder elearning-kinderschutz.de
Zieh dich war am - im Winter heize ich die Raumtemperatur nicht zu sehr auf, sondern auf 20 Grad. Jedes Grad mehr verursacht eine Menge CO2 durch die Gasheizung meines Vermieters (ich habe leider keinen Einfluss darauf, welche Heizung mein Vermieter eingebaut hat).
In meiner Praxis findest du nicht mehr die Nespresso-Maschine mit den Aluminium-Kapseln. Wenn du magst, bekommst du einen Kaffee von der Filtermaschine, gerne mit Soja- oder Hafer-"Milch". Natürlich bekommst du auch ein Glas Wasser - kein San Pellegrino (nestle.de), also nicht aus einer Flasche mit einem Transportweg von über 1000km, sondern Leitungswasser. Privat reduziere ich tierische Produkte zu einem Großteil, da Fleisch und Milchprodukte sehr viel zur Erderwärmung beitragen.
Ich spende an Atomsfair um Projekte zu finanzieren, die helfen, die Erderwärmung zu verlangsamen. Mein jährlicher Beitrag gleicht 20.000 Kilogramm CO2 pro Jahr aus.
In jedem Haushalt und in jeder Arzt- / Therapiepraxis werden hunderte Produkte benutzt. Alle Produkte, die ich nutze, habe ich überprüft auf ihre Herstellung und ihre Inhaltsstoff. Das hat mich einige Stunden gekostet (z.B. mit der App CodeCheck), es war aber sehr sinnvoll: Denn die meisten Produkte, die ich bislang gekauft und genutzt hatte, bestanden aus bedenklichen Inhaltsstoffen wie Mikroplastik oder trugen stark zur Umweltzerstörung bei (z.B. zur Zerstörung von Regenwald durch Palmöl). Es geht beispielsweise um diese Produkte in meiner Praxis (und um das, was ich getan habe):
Hier ist ein hervorragendes Video von "Dinge erklärt - Kurzgesagt", warum Plastik zum Problem geworden ist:
Zu denken, dass es auf einen einzelnen nicht ankommt ist richtig und falsch zugleich (im Gesundheitswesen gibt es ein ähnliches Phänomen das als Präventionsparadox bezeichnet wird): Es ist selbstverständlich, dass einzelne Menschen nicht schnell globale Probleme lösen können. Auf der anderer Seite können wir sehr viel bewegen, wenn viele einzelne einen Beitrag leisten für eine lebenswerte Zukunft.
Es ist in unserer Gesellschaft ganz normal, sehr viele und immer wieder neue Konsumwünsche zu haben. Das Erfüllen eines Wunsches macht aber immer nur eine kurze Zeit Freude. Dies nennt man hedonistische Tretmühle (wiki/Hedonistische_Tretmühle).
Es ist auch normal, zu denken: Warum soll ich mich einschränken, wenn andere... Das muss aber nicht so sein. Man kann hinterfragen, ob ein Maximum an Konsum und Besitz ein Maximum an Lebensqualität bedeutet. Man kann sich auch fragen, ob man in einer Gesellschaft leben möchte, in der jeder nur an seinen eigenen Vorteil denkt.
Ein Beispiel: Hat man wirklich eine geringere Lebensqualität, wenn man auf ein SUV verzichtet? Eine solche Frage stellt man sich nicht, wenn man gut gemachte Werbung anschaut. "Wer wenig besitzt, wird umso weniger besessen: gelobt sei die kleine Armut", sagt dagegen von Friedrich Nietzsche. Die Frage ist also: Ist derjenige souverän, der viel besitzt oder derjenige, der wenig braucht?
Was nicht hilft: Jemand, der in den Urlaub fliegt und weiß, was das CO2 dabei anrichtet, erlebt kognitive Dissonanz (wiki/Kognitive_Dissonanz), also einen unangenehmen Gefühlzustand. Menschen haben dann die Tendenz, durch symbolische Handlungen ihre als schlecht empfundene Tat wieder gutzumachen und das schlechte Gewissen zu reduzieren. Zum Beispiel: Jemand trinkt besonders oft und stolz Bionade in der Zeit nach dem Urlaub. Das hilft aber natürlich nicht wirklich.
maiLab erklärt im Video Spieltheorie des Lebens - die Tragödie des Gemeinguts, ob es einfach "egoistische Arschlöcher gibt" oder woran es liegt, dass Menschen die Tendenz haben, nach ihrem eigenen kurzfristigen Vorteil zu handeln auch wenn es das Leben aller verschlechtert.
Vielleicht interessiert dich beim Geld ausgeben, was die Unternehmen mit deinem Geld machen. Dazu kannst du dir den GemeinswohlAtlas.de anschauen. Hier werden Unternehmen danach bewertet, wie sehr oder wie wenig sie sich um die Allgemeinheit und um Grundbedürfnisse von Menschen kümmern (vgl. Grundbedürfnisse nach Klaus Grawe auf klaus-grawe-institut.ch).
Im GemeinwohlAtlas 2019 findest du konkrete Daten. Zum Beispiel landet dm in der Spitzengruppe, während in der Schlussgruppe Starbucks und der Fernsehsender RTL sind.
Danke an alle Patient*innen, kooperierende Ärzt*innen und Einrichtungen, die sich für das Zusammenleben und den Erhalt der Welt einsetzen!
1. Energie: Der Energiemix der Stadtwerke Eisenhüttenstadt bestand 2019 nach eigenen Angaben leider aus 4% Kohle, 12,9% Erdgas und aus 29,9% fossilen und sonstigen Energieträgern. Jede verbrauchte Kilowattstunde Strom führe nach eigenen Angaben zu 115 Gramm CO2-Ausstoß.
2. Mobilität: CO2-Rechner vom WDR für das Auto, das Flugzeug, den Öffentlichen Personennahverkehr und den Intercity / ICE.
3. Heizung: Heizen ist der mit Abstand größte CO2-Verursacher im Haushalt laut Umweltbundesamt.
4. Nahrungsmittel: Eine Klimabilanz für Nahrungsmittel veröffentlicht das Bundesumweltministerium.